Die Gemeinde hatte bereits 2006 und 2007 mit viel Erfolg eine Zukunftswerkstatt durchgeführt und als Ergebnis viele familienfreundliche Betreuungsangebote geschaffen und Infrastrukturprojekte umsetzen können. Die spannende Frage war, werden diese Angebote für die Zukunft unseres Dorfes ausreichend sein können bzw. haben sich zwischenzeitlich neue Erfordernisse ergeben? Mit Unterstützung der Familienforschungsstelle beim Statistischen Landesamt Baden-Württemberg und der Bertelsmann-Stiftung wurde bereits 2010 ein Bilanzworkshop und am 14. Januar 2011 mit großem Erfolg eine Auftaktveranstaltung für ein neues Bürgerbeteiligungsverfahren durchgeführt, an der über 70 Einwohner teilgenommen haben.
Es wurde festgelegt, in Gesprächskreisen diese Ziele näher zu konkretisieren und Vorschläge für eine Umsetzung zu erarbeiten. Die Ergebnisse haben wir wie folgt zusammengestellt.
Arbeitsgruppe 1: Familiengerechtigkeit als strategisches Ziel
Ziele und Maßnahmen:
- Zusammenarbeit der Vereine verbessern
- Transparenz verbessern
- Veranstaltungen der Vereine besser bündeln
- Präsentation aller familienfreundlichen Angebote in einer Neubürgerbroschüre
- Bedarfsplanung für Angebote in Kindergarten und Grundschule
- Verwaltungsexterner Ansprechpartner namentlich benennen
Das konnte in den Gesprächskreisen bis heute erreicht werden:
- Die Bürgerbroschüre ist erstellt und liegt allen Haushalten vor. Neubürger erhalten die Broschüre bei der Anmeldung im Einwohnermeldeamt.
- Zur Bedarfsplanung im Kindergarten und der Grundschule wurde eine Fragebogenaktion durchgeführt, die durch den Gesprächskreis 3 mitgetragen wurde.
Arbeitsgruppe 2: Miteinander der Generationen
Ziele und Maßnahmen:
- Zuhause alt werden können, Jung hilft alt – Alt hilft jung
- Hilfetelefon für kleine Hilfeleistungen einrichten
- Lesepaten für Kindergarten und Hausaufgabenhilfen für Grundschule finden
- Jung und Alt kochen gemeinsam
- Mittagstisch im Kindergarten öffnen für alle Bürger
- Senioren überprüfen Kinderfahrräder
Das konnte in den Gesprächskreisen bis heute erreicht werden:
- Von den bereits bestehenden Angeboten der kath. Pfarrei wird Kenntnis genommen. Zusätzliche Angebote sollen keine gemacht werden. Die Zusammenarbeit ist zu vertiefen.
- Das Hilfetelefon ist eingerichtet. Erster Ansprechpartner ist Wolfgang Kälble. Tel.-Nr. des Bürger-Notfall Telefon: 0160/93274737
- Der Mittagstisch der Grundschüler und Kindergartenkinder ist auch für Erwachsene geöffnet. Erzieherinnen und Lehrerinnen sowie Personal aus dem Rathaus nehmen am gemeinsamen Mittagstisch teil. Die Senioren nehmen das Angebot nur zögerlich an.
- Im Rahmen eines Ferienprogrammpunktes werden die Fahrräder jährlich durch den Rad- und Motorsportverein überprüft. 2014 wurde dieser Programmpunkt mit der Codierung von Fahrrädern durch die Polizei ergänzt.
- Eine Hausaufgabenbetreuung wurde in der Grundschule eingerichtet.
- Lesepaten im Kindergarten sind in der Form vorhanden, dass Grundschüler dort vorlesen.
- Ein Erzählnachmittag wurde durchgeführt.
Arbeitsgruppe 3: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Bildungsangebote, Familienkompetenz
Ziele und Maßnahmen:
- Ferienbetreuung ausweiten
- Nachmittagsbetreuung in der Grundschule aufbauen
- Kinderflohmarkt organisieren
- Gutes Angebot im Kindergarten weiterentwickeln
- Infoabende für Eltern
- Jugendliche an Kommunalpolitik beteiligen
- Jugendliche Kriminalprävention durch Freizeitangebote
- Bewegung und Sport für Jugendliche verbessern
- deutsch-französischer Schüleraustausch fördern
Das konnte in den Gesprächskreisen bis heute erreicht werden:
- In einer umfangreichen Fragebogenaktion, die unter Mithilfe engagierter Eltern durchgeführt wurde, erhielt man einen guten Überblick über den örtlichen Betreuungsbedarf. Hierauf aufbauend wurden folgende Betreuungsangebote neu eingerichtet: In den Sommerferien 2011 wurde erstmals eine betreute Ferienzeit in allen sechs Ferienwochen vormittags jeweils von 7.30 – 14.00 Uhr angeboten. Da sich ein Bedarf bei den Eltern abgezeichnet hat, bieten wir diese Betreuungsform in allen Ferien an. (Siehe auch Betreute Ferienzeit)
- Die Betreuungszeiten der „Verlässlichen Grundschule“ wurden erweitert. Morgens ab 7.00 Uhr bis Unterrichtsbeginn und nachmittags ab Unterrichtsende bis 15.00 Uhr.
- Der Kinderflohmarkt wird künftig von Katja Feißt und Ariane Obert mit Unterstützung des Fördervereins für Kinder- und Jugendliche organisiert. Diese Veranstaltung ist seither ein fester Bestandteil im Veranstaltungskalender und wird zweimal im Jahr (Frühjahr und Herbst) durchgeführt.
- Die Betreuungsangebote in der Kindertagesstätte St. Georg können künftig individuell mit der Leitung abgestimmt werden.
- Infoabende für Eltern werden durch den Förderverein für Kinder und Jugendliche angeboten.
- Für interessierte Jugendliche besteht künftig an Sitzungstagen die Möglichkeit, Einblick in die Unterlagen der öffentlichen Sitzung zu nehmen und die Beratungspunkte in einem Gespräch mit dem Bürgermeister erklärt zu bekommen.
- Die Korbballanlage auf dem Parkplatz bei der Schlosswaldhalle sowie neue Tore auf dem Bolzplatz der Sportanlage Weidenmatte sind in Betrieb.
- Ein deutsch-französischer Schüleraustausch bzw. eine Brieffreundschaft ist eingeleitet und wird im Amtsblatt durch Gemeinderätin Gertrud Siebenmorgen angeboten.
Arbeitsgruppe 4: Familiengerechte Infrastruktur, Verkehrssicherheit, Natur- und Umweltschutz
Ziele und Maßnahmen:
- Verkehrssicherheit erhöhen, Radwegenetz ausbauen
- Verkehrsberuhigende Maßnahmen in der Lindenstraße und Talstraße
- Schulweg sicher gestalten
- Ruhebänke und Wanderrundwege thematisch mit kulturellen Themen ergänzen
- Landschaft attraktiv gestalten
- Plätze und Straßen geschichtlich aufarbeiten und beschildern
- Parken vor dem Kindergarten ordnen
- Wasserspielanlage Klingelhalde beschatten
- Busanbindung verbessern
- Mitfahrbörse einrichten
Das konnte in den Gesprächskreisen bis heute erreicht werden:
- Die Verkehrssicherheit im Allgemeinen ist zu einem bestimmenden Thema gemacht worden und soll durch eine öffentliche Diskussion im Bewusstsein aller gehalten werden. Hinweise im Amtsblatt wie z.B. die Veröffentlichung „Falschparker der Woche“ soll provokativ Anstoß zum Denken geben.
- Das innerörtliche Radwegenetz kann nicht verbessert werden.
- In der Lindenstraße wurde die Aktion „Freiwillig 40“ gestartet und wird durch ein Geschwindigkeitsanzeigegerät unterstützt. Mittlerweile wurde die Aktion auch auf die Straßen „Bellenwaldstraße“ und „Talstraße“ erweitert.
- Mit der Aktion „Literatur am Weg“ wurde beim Schlosswaldpavillon begonnen. Mittlerweile kann man auf den gut begangenen Wegen immer mehr Findlingsteine mit Gedanken von Dichtern entdecken.
- Der Schulweg konnte durch Maßnahmen, die vom Elternbeirat angeregt wurden, im Bereich Rathausplatz sicherer gemacht werden. Hierzu gehören die Aufstellung von Blumentrögen sowie einer Schwelle in der Zufahrt von der Schulstraße her.
- Eltern sollen durch das Transparent „Gute Eltern parken bei der Schlosswaldhalle“ dazu angeleitet werden, den Zugangsbereich des Kindergartens nicht mehr mit ihren Autos zuzustellen.
- Die Beschattung der Wasserspielanlage der Klingelhalde wurde durch das Pflanzen eines Baumes geregelt.
- Seit Inbetriebnahme der Nordspange verkehrt ein Schnellbus in Richtung Offenburg.
- Unter der Rubrik „Bürger Aktiv“ wird auf die Möglichkeit hingewiesen, Mitfahrangebote zu machen oder Mitfahrgelegenheiten zu suchen.
Diese Bemühungen der Gemeinde, zusammen mit ihren Einwohnern einen gemeinsamen Weg in die Zukunft zu gehen und mit einer Vernetzung aller Menschen bedarfsgerechte Angebote für das Zusammenleben zu machen, wurde von der Bertelsmann-Stiftung mit dem Prädikat „Familiengerechte Kommune“ ausgezeichnet. Die Bertelsmann Stiftung, die berufundfamilie GmbH – eine Initiative der Hertie-Stiftung –sowie der Verein „Familiengerechte Kommune e.V.“ haben zusammen mit der Familien Forschung Baden-Württemberg des Statistischen Landesamtes in einer Pilotphase 4 Kommunen in Baden-Württemberg getestet. Darunter auch Berghaupten. Die Zertifizierung ist Anerkennung für eine großartige Leistung, aber auch Verpflichtung für die nächsten 3 Jahre, weiter an der Verbesserung der Infrastruktur und des Zusammenlebens zu arbeiten und die genannten Zielsetzungen auch zu verwirklichen. Das Zertifikat hat seine Gültigkeit bis 30. November 2014. Dananch muss man sich für eine Bilanz-Auditierung entscheiden und die Gültigkeitkeit des Zertifikats verlängert sich bis Ende 2018. Sozialministerin Karin Altpeter würdigte in der Netzwerkkonferenz am 1. Dezember 2011 in Offenburg die Leistungen und gratulierte der Gemeinde Berghaupten für die erfolgreiche Teilnahme an diesem Pilotprojekt.
Nach der Umsetzung vieler Themen in den Jahren 2011 – 2013 wurde es in den von der Verwaltung angebotenen Gesprächskreisen ruhiger und man hatte das Gefühl, die Bürger sind mit den Angeboten vor Ort zufrieden.
Ende 2014 stand die Fortsetzung der Zertifizierung „Familiengerechte Kommune“ an. Die Bilanz-Auditierung würde die Gemeinde 6.000 Euro kosten. Momentan sieht sich die Verwaltung allerdings personell und zeitlich nicht in der Lage, dieses aufwändige Verfahren durchzuführen. Der Gemeinderat würdigte die Leistungen und Errungenschaften auf dem Weg zur familiengerechten Kommune und bedauerte, dass der Zuspruch und die Bereitschaft zur Mitarbeit aus der Bevölkerung mit der Zeit sehr nachgelassen haben. Es wurde viel bewegt und daher möchten Gemeinderat und Verwaltung auch zukünftig mit den Menschen im Ort im Gespräch bleiben.